Geschichte

Furtwängler & Hammer


Mit Errichtung der neuen evangelischen Kirche in Deutsch-Wilmersdorf 1897 wurde auch die Orgel von der renommierten Orgel­bau­firma Furtwängler & Hammer aus Hannover erbaut. Der Wilmersdorfer Gutsbesitzer Christian Blisse, einer der so genannten „Millionenbauern“, der auch die Glocken finanziert hatte, hat sie gestiftet. Die Orgel verfügte über 41 Register (Klangfarben), verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Der Spieltisch stand damals direkt am Orgelgehäuse. Die Luft zum Spielen musste zunächst noch durch Bälgetreter erzeugt werden; erst acht Jahre später wurde ein elektrisches Gebläse eingebaut. Aus dem Prospekt (der sichtbaren Frontseite des Gehäuses) mussten 1917 wie bei vielen deutschen Orgeln die wertvollen Zinnpfeifen zu Kriegszwecken abgegeben werden; sie wurden durch einfache Zinkpfeifen ersetzt.

Die große Romantikerin

 

Von 1921 bis 1924 erweiterte Furtwängler & Hammer die Auenorgel in umfangreichem Maße auf nunmehr 62 Register. Sie zählte nun zum Kreis der großen Orgeln der Reichs­haupt­stadt. Die Disposition, also die Zusammenstellung der Klang­farben, stammte von dem damaligen Kirchenmusiker der Auenkirche Rudolf Meimberg, der auch in den folgenden Jahren dafür sorgte, dass die Orgel gut gepflegt und erweitert wurde.

Schon 1928 wurde die Orgel nochmals umgebaut; dabei wurde das Klangbild behutsam nach den neuen Klangprinzipien der gerade beginnenden "Orgelbewegung" ausgerichtet, die sich am hellen Klang der Barockorgel orientierte – im Gegensatz zur orchestralen Klangfärbung der Romantik.

Am 1. Juni 1929 erschien in der renommierten "Zeitschrift für Instrumentenbau" ein umfangreicher Artikel über die umgebaute Auenorgel, samt Fotos, Disposition und detaillierter fachlich-kritischer Beurteilung; er steht hier zum Download bereit (pdf, 49x70cm, 4 Seiten, 1,85MB). 

Orgelempore im Jahr 1930

Noeske


Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Orgel etliche Schäden, konnte aber im Gegensatz zu vielen anderen Instrumenten in Berliner Kirchen repariert werden. So wurde auch das Klangbild der Orgel weitgehend erhalten. Seit ersten Arbeiten in den Sechzigern bis in die frühen 2000er Jahre hinein kümmerte sich nun der Orgel­bauer Dieter Noeske um die Auenorgel und bestimmte in Zusammenarbeit mit dem Organisten Werner Ingo Schmidt die klangliche Neuausrichtung. Zwar wurde ein Großteil des originalen Pfeifenwerks und der Technik erhalten, dennoch wandelte sich das Klangbild sehr. Das in jener Zeit vorherrschende neobarocke Klangideal schlug sich auch in der Modifizierung der Auenorgel nieder, romantische Orgelklänge hingegen waren verpönt. Glücklicherweise entschied man sich aber dennoch, den historischen Kern der Orgel zu erhalten, was sicherlich auch durch die überdurchschnittliche Qualität der Furtwängler & Hammer-Orgel begründet war.


Das vierte Manual

 

1961 wurde die Orgel umgestaltet und mit nun 78 Registern auf vier Manualen und Pedal und knapp 6.000 Pfeifen wieder eingeweiht. Sie erhielt ein neues Manual, das ganz im Geiste des Neobarock gestaltet wurde, und als Besonderheit einen zusätzlichen mechanischen Spieltisch für dieses neue Teilwerk links am Gehäuse. Außerdem wurde ein neuer fahrbarer Spieltisch aufgestellt, was durch ein neues elektrisches Spiel­system möglich wurde. 

Die Auenorgel war nun eine der größten Orgeln Berlins. Zahlreiche Rundfunk­aufnahmen wurden auf ihr eingespielt.

Unter Kantor Romo Feldbach wurde die Orgel zwischen 1984 und 1986 gereinigt, schadhafte Technik repariert und der Prospekt restauriert. KMD Jörg Strodthoff, seit 1989 Kantor der Auenkirche, führte das Werk seiner Vorgänger fort, indem er 2001 einen großen Orgelausbau konzipierte. Auch in den Folgejahren kam es immer wieder zu Umbauten. Bis zu seinem frühen Tod im Jahr 2013 war es Jörg Strodthoffs Ziel, der Orgel etwas von ihrer neobarocken Schärfe zu nehmen und wieder vermehrt romantische Klangfarben zu etablieren.

Orgelempore im Jahr 1977

Lesen Sie hier,

wie es um das Jahr 2020 herum, als das Projekt zur denkmalgerechten Restaurierung konkrete Formen annahm, um die der Auenorgel stand.

Kirchenmusiker an der Auenkirche

1898–1920

Friedrich Finke (ohne Foto)

1921–1934

Rudolf Meimberg (ab 1932 KMD)

1935–1937

Günther Weißenborn

1938–1945

Werner Ingo Schmidt

1949–1971

Werner Ingo Schmidt (ab 1968 KMD)

1972–1981

Berend Bergner (ohne Foto)

1981–1988

Romo Feldbach

1989–2013

Jörg Strodthoff (ab 2006 KMD)

seit 2014

Winfried Kleindopf

Fotos: z.T. privat. Reihenfolge chronologisch im Uhrzeigersinn